Ein Glaubensbekenntnis sagt, woran ein Mensch oder eine Gruppe glaubt. So weit so gut. Die meisten Christen beten vorgefertigte Bekenntnisse, die vor Jahrhunderten entstanden sind.
Was ist aber, wenn man seinen persönlichen Glauben in ein Bekenntnis bringt? Ich hab’s gemacht. Und ich lese es vor.
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Transkript
Mein Glaubensbekenntnis
Herzlich Willkommen zur 52. Episode.
„Wos glabstn du eigentlich?“
So sagt man bei uns in einer Konfliktsituation, wenn jemand etwas Unerwünschtes tut. Man kann die Aussage auch noch erweitern:
„Wos glabstn du eigentlich, wer du bist?“
Es ist natürlich nur eine rhethorische Frage, auf die man sich keine Antwort erwartet. Aber nehmen wir mal die Frage so, wie sie gesagt wird:
„Wer glaubst du eigentlich, wer du bist?“
Gefordert wird eine Auskunft. Eigentlich soll man sich selbst vorstellen. Wer man eben ist. Vielleicht kann man es noch stärker sagen: Gefordert ist ein Bekenntnis über und zu sich selbst.
Dabei könnte ja deutlich werden, warum man das tut darf, was für den anderen unerwünscht ist.
Legen wir das mal auf ein Glaubensbekenntnis um, also auf ein Bekenntnis eines religiösen Glaubens: Auch hier gibt man eine Auskunft. Man stellt etwas vor. Im christlichen Bekenntnis stellt man jemanden vor. Und hier beginnen die Unterschiede.
1. stellt man nicht sich selbst vor, sondern jemand anderen, nämlich Gott. Man sagt, wer Gott ist – für einen selber. Man stellt den Gott vor, an den man glaubt.
Und der 2. Unterschied ist, dass man grundsätzlich davon ausgeht, dass dann auch deutlich wird, was Gott tut und dass das, was er tut, nichts Unerwünschtes ist. Wir gehen davon aus, dass er nur Erwünschtes, nur Positives tut.
Nun, wahrscheinlich kennen die meisten von euch das übliche Glaubensbekenntnis, dass in den Gottesdiensten gebetet wird. Also das Apostolische Glaubensbekenntnis. Das hat ja sozusagen drei Strophen: Eine über Gott, eine über Jesus und eine über den Heiligen Geist. Dieses Gebet ist ja über Jahrhunderte gewachsen.
Auffällig ist, dass bei Jesus nichts über sein Leben gesagt wird. Von der Geburt geht es gleich zum Sterben und dann zur Himmelfahrt und Wiederkunft. Und über den Heiligen Geist selbst erfahren wir auch sehr wenig. In dieser Strophe wird über die Kirche, die Auferstehung und die Taufe gesprochen. Vielleicht nehmt ihr es mal her und lest es euch genau durch.
Bei der Gelegenheit könnt ihr auch mal das Große Glaubensbekenntnis durchlesen. Das findet ihr sicher in jedem kirchlichen Gesangsbuch. Ich gebe euch aber auch noch Links in die Shownotes.
Tja, und heute möchte ich euch mein persönliches Glaubensbekenntnis vorlesen. Mal schauen was euch so auffällt dazu. Es ist nur ein vorläufiges. Denn unser Glaube ist ein Prozess und daher kann es immer nur vorläufige Bekenntnisse geben.
Bevor es aber losgeht, möchte ich darauf hinweisen, dass ich sehr gern Post von euch erhalte und eure Gedanken lese. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ihr in den Shownotes und auf meiner Webseite findet. Ich freue mich auch, wenn ihr meinen Podcast und meine Blog-Beiträge mit euren Freunden teilt. Ganz herzliches Danke an all jene, die mich über ko-fi oder PayPal auch finanziell unterstützen. Meine ganzen Online-Angebote erstelle ich in meiner Freizeit und sind kostenlos. Und ich will sie nicht mit lästiger Werbung finanzieren.
– So jetzt geht’s aber los. Ich lese mein Glaubsbekenntnis einfach vor und werde es im Anschluss nicht weiter kommentieren.
Anfang: Gott schweigt
Ich glaube Gott,
der anfangs sein Schweigen unterbrochen
und sechs Tage sein wirkmächtiges Wort ausgehaucht hat.
Es wurde Staub
und hat uns lebendig gemacht.
Das Lebendige aber hat sich geschämt.
Danach hat sich das Wort wieder in das Schweigen zurückgezogen.
Ich glaube Gott,
der endlich sein Schweigen unterbrochen
und sein befreiendes Wort ausgehaucht hat.
Es wurde Scham
und hat unter uns gewohnt.
Das Gewohnte aber gab ihm die Schuld.
Danach hat sich das Wort wieder in das Schweigen zurückgezogen.
Und Gott schweigt.
Ich glaube Mose aus Midian,
der das wirkmächtig-befreiende Wort entgegengenommen
und seinem Volk gebracht hat.
Im Staub der Wüste hat es die Scham Israels überwunden
und es lebendig gemacht
und ihm einen neuen Anfang ermöglicht.
Ich glaube den Propheten,
die im Laufe der Geschichte
dieses Wort Gottes immer wieder neu ausgesprochen haben.
Und die angekündigt haben,
dass dieses Wort sein wird.
Und Gott schweigt.
Ich glaube Jesus aus Nazareth,
der das wirkmächtig-befreiende Wort für alle Menschen ist.
Es nahm Staub an und wurde lebendig.
Es kannte keine Scham,
hat sich aber für uns zur Scham gemacht,
um uns von ihr zu befreien.
Es schämte sich nicht der Nacktheit –
nicht der des Kindes, nicht der des Kreuzes.
Es schämte sich nicht seiner Hilfsbedürftigkeit –
nicht der des Kindes, nicht der des Kreuzes.
Es schämte sich nicht seiner Angst und seiner Tränen.
Endlich ist das Wort gewachsen, hat gelehrt und gewirkt.
Endlich ist das Wort gekreuzigt und am Kreuz auferweckt worden.
Endlich hat sich das Wort in das Schweigen Gottes zurückgezogen.
Wieder schweigt Gott.
Ich glaube den Zeugen,
die ihr Leben hingegeben und
dieses befreiende Wort wirkmächtig ausgesprochen haben.
Ich glaube den Menschen,
die dieses Wort vermissen
und in dieser Welt verloren sind.
Ich glaube den Opfern,
die nach dem wirkmächtig-befreienden Wort
zum Himmel schreien.
Ich glaube mir,
der ich selbst am Schweigen Gottes zu zerbrechen drohe
und ihm nicht mehr glauben kann.
Und Gott schweigt weiter.
Komm herab, o Heil’ges Brausen!
Durchwirk’ die Menschen letztlich ganz
mit deiner Gottheit Kaft und Glanz.
Lass Liebe in uns hausen!
Erfüll’ mit heil’ger Leidenschaft
Geist, Zunge, Sinn und Lebenskraft.
Kein Mensch soll bleiben draußen!
Mach’ stark in uns der Liebe Macht,
dass sie der Menschen Herz entfacht.
Amen
Letzten Endes: Gott schweigt.