Transkript
Heute gibt es mal eine etwas andere Episode, da ich diesmal etwas Persönliches ankündigen möchte: Dieser Podcast heißt ja „aus&aufbrechen“. In den ersten Folgen habe ich mich dabei mit den Themen „anfangen“, „aufbrechen“ und „ankommen“ beschäftigt. Immer wieder war der Glaube als Weg, als Aufbruch, als Neubeginn Thema. Nebenbei habe ich auch über das beenden und vollenden gesprochen – eigentlich über das Leben, dass niemals vollendet werden kann. Wenn wir sterben, dann ist das Leben noch nicht zu Ende. Ich meine das nicht im Sinn eines Weiterlebens nach dem Tod, sondern in einem anderen Sinn: Es wird beim Tod immer noch etwas offen bleiben, immer noch etwas unerledigt sein, immer noch etwas ungelebt sein. Der Tod kommt immer vor dem Ende des Lebens.
Ich habe in einer Episode über das Lied „Tür und Angel“ von Yvonne Catterfeld gesprochen: Sie meint darin, nicht mehr zwischen Tür und Angel zu stehen, sondern auf ihrem Platz angekommen zu sein. Und endlich kann sie losleben.
Ich hingegen meine, dass wir zwischen Tür und Angel nicht herauskommen – und wenn, dann nur, um in einen neuen Zwischenraum zu gehen. Losleben geschieht in diesem Zwischenraum, nicht erst bei der Ankunft an einem beständigen Ort. Und es bleibt immer noch Leben übrig. Auch wenn wir tot sind, egal wie alt wir sterben. Da bleibt noch eine Lebensenergie, die nicht gelebt wurde.
Daher halte ich auch wenig von der Idee einer sogenannten Bucket-List oder deutsch: einer Löffel-Liste. Im Allgemeinen versteht man darunter eine Liste von Dingen, die man noch getan oder erlebt haben will, bevor man den Löffel abgibt. Ich muss jetzt genauer sein: eine solche Liste finde ich auf der einen Seite eine interessante Idee und wenn sie einer hat, dann ist das okay. Aber ich habe zumindest zwei Einwände dagegen:
Das Leben ist keine To-Do-Liste! Auf einer To-Do-Liste können im strengen Sinn nur klare, messbare Vorhaben stehen, die auch abgeschlossen werden können. Es macht keinen Sinn auf eine Todo-Liste hinaufzuschreiben: „meine Kinder lieben“ oder „gut zu den Menschen sein“ oder „für meine Frau da sein“. Gerade diese Dinge sind im Leben wichtig, aber sie können keinen Platz auf einer Todo-Liste finden, denn sie sind niemals erledigt. Ich kann sie nicht einfach abhaken, wie eine Reise nach Irland, einen Bungeejumping-Sprung oder eine Antarktiswanderung. Und vielleicht sind es genau diese nicht abhakbaren Dinge, die das Leben bereichern als noch so viele Todos auf meiner Löffel-Liste. Am Ende wird vermutlich nicht zählen, wie viele Orte ich gesehen und wie viel ich erlebt habe, sondern wie sehr ich meine Frau und meine Kinder geliebt habe, wie gut ich zu anderen Menschen war, welche Welt ich hinterlassen habe, wie viel Kummer und Schmerz ich anderen bereitet habe und wie viel Freude und Hilfe ich geben konnte.
Und das ist auch mein zweiter Kritikpunkt: Meistens meinen Menschen, sie müssten auf ihrer Löffel-Liste Dinge hinauf schreiben, die es noch zu erleben gilt. Viele haben eine solche Liste unbewusst schon in jungen Jahren. Denn bevor man Kinder bekommt, will man noch möglichst viel erleben. Ja, und dann schiebt man das Kinderkriegen vor sich her, obwohl man doch welche haben möchte. Und dann kommt der Zeitpunkt und man ist zu alt dafür.
Das soll nur ein Beispiel dafür sein, wie sehr wir durch ständiges Unterwegssein auch am Leben vorbeileben können. Dass wir vor lauter Erleben gar nicht das leben, was wir uns eigentlich wünschen. Dass das Hinterherhaschen nach den Erlebnissen zum suchtgefährdenden Eskapismus, zur Flucht vor dem Ernst des Lebens werden kann.
Und wir sehen dann nicht, dass zum Todeszeitpunkt immer noch Erleben übrig bleibt, dass wir nicht alles erleben können, dass beim Tod – wie schon gesagt – immer noch Leben übrig bleibt. Das den Erlebnissen Nachjagen ist das Leben des Sisyphos, der beständig einen Stein auf einen Berg rollt, um ihn kurz vor dem Gipfel wieder hinunterrollen zu sehen.
Wie dem auch sei. Ich bin jetzt etwas abgeschweift – und eigentlich doch nicht. Dabei wollte ich doch eine persönliche Mitteilung machen.
Keine Sorge: Der Podcast geht jetzt nicht zu Ende. Und – soweit mir derzeit bekannt ist – werde ich auch nicht so schnell sterben.
Vielmehr werde ich eine berufliche Pause einlegen, die ungefähr ein Jahr dauern wird. Diese Pause hat vielfache Gründe, die ich hier nicht alle aufzählen kann. Jedenfalls geht es für mich unter anderem darum, mich auf einen neuen Weg zu machen. Aufzubrechen und gleichzeitig inne zu halten. Nichts zu tun und gleichzeitig weiterzugehen. Das Ende dieses Weges ist für mich prinzipiell offen, auch wenn ich derzeit eine Präferenz habe, wie es nach dieser Auszeit weiter gehen soll.
Naja. Es gäbe jetzt noch weit mehr zu sagen. Und das möchte ich auch. Nur nicht an dieser Stelle. Vielmehr möchte ich meine Überlegungen in einem Blog verschriftlichen, den ihr auf meiner neuen Website lesen können werdet. Es geht mir eben nicht darum, möglichst viel zu erleben, sondern über das, was geschieht, nachzudenken – und zwar kritisch. Den ersten Blogeintrag kannst du schon lesen. Den Link dazu findest du in den Shownotes.
Vor allem in den ersten Einträgen werde ich folgendes schildern:
- Warum mache ich das? Was steckt dahinter?
- Welche Vorhaben nehme ich mir vor?
- Welche Auswirkungen hat das auf mein Leben?
- Ich werde versuchen, das Erlebte, die Widerfahrnisse und meine Handlungen von mehreren Seiten zu betrachten, nicht nur von einer Wohlwollenden. Ich möchte selbst mein Kritiker sein.
- Und ich werde erläutern, was das alles mit Sterben und Tod zu tun hat – und zwar mit meinem eigenen Tod.
Dieser Blog trägt übrigens den Namen „ziellos unterwegs“. Unter diesem Link findest du alle Einträge.
Ich hoffe, dass ich bei dir ein wenig Interesse geweckt habe, um regelmäßig meine Website zu besuchen. Du kannst dich auch von mir erinnern lassen, wenn du dich für meinen Newsletter einträgst. Du hast gleich auf der Startseite meiner Website die Möglichkeit dazu.
Und noch eine Neuerung gibt es. Du hast nun auch die Möglichkeit, mich auf einen Tee einzuladen. Kaffee trinke ich ja nicht. Wenn dir also der Podcast oder der Blog gefällt, würde es mich freuen, wenn du diese Freude auch in kleine digitale Münzen umwandelst. All diese Arbeit mache ich nämlich in meiner Freizeit. Und ich möchte diese Arbeit nicht durch Werbeeinschaltungen finanzieren.
In den Shownotes findest du also einen Link für eine Online-Teekassa und einen Link für eine Paypal-Überweisung.
Bleibt zum Abschluss noch die Frage, wie es mit diesem Podcast weitergeht. Ja, er geht weiter. Und ich hoffe, dass ich den 14-Tages-Rhythmus weiter aufrecht erhalten kann. Da bin ich mir nicht sicher. Aber wir werden sehen.
Bleibt mir also gewogen und teilt meine Podcast-Folgen mit euren Freund*innen auf Instagram, auf Facebook, auf YouTube und per E-Mail. Kommentiert die Folgen auf meiner Website oder auf einer anderen Plattform. Vielen Dank für die treue Hörer*innenschaft. Wir hören und lesen uns.
2 Antworten
Lieber Karlheinz, dein aktueller Beitrag hat mich sehr angesprochen. Gerne komme ich der Möglichkeit nach, dich zu einem Tee einzuladen … ist ja schon lange fällig 😉
Ich finde es spannend, dass du dich immer näher zu deinem Diakonen-Amt hinwendest und ich von der Kirche und meinen Aufträgen loslöse.
Vielleicht bis bald
Kerstin
Liebe Kerstin,
danke für deine Nachricht. Ja, es ist alles ein sehr langer Prozess.
Liebe Grüße